Wappen-Wanderroute

Das Wappen, einmal festgelegt und von der Stadt angenommen, ist - ähnlich wie sein Name - unzerstörbar. Die Stadt rühmt sich ihres Wappens, verziert damit ihre wichtigsten Amtsgebäude, Säle, Gewölbe und versieht damit auch ihre Dokumente. Seit dem Mittelalter ist das Wappen das Symbol der lokalen Behörden und das Markenzeichen der Stadt. Auf dem Stadtsiegel von vor einem halben Jahrhundert ist ein Abbild eines im Hintergrund eines Waldes schreitenden Hirsches zu sehen. Es ist eine immer noch aktuelle Anspielung auf den Reichtum an Wild, das in den umliegenden Wäldern vorkommt.

 

I. Der unverkennbarste Ort in der Wojska Polskiego-Straße [deutsch: Polnische-Armee-Straße] ist zweifelsohne  das Museum der Region Złotów. Der Sitz des Museums ist das historische, aus dem 18. Jahrhundert stammende Fachwerkhaus. Hier werden Dokumente mit zahlreichen Wappen und Siegeln von Złotów aufbewahrt. Auch das Wappen von Złotów, das sich auf einem Stück Buntglasfenster aus dem Landratsamt befindet, wird hier verwahrt. In dem Museum werden archäologische, ethnographische und historische Sammlungen aufbewahrt, die die Geschichte des Landkreises Złotów dokumentieren.

 

Auf der Suche nach einem weiteren Wappen begeben wir uns auf den Kościuszki-Platz. Wir gehen über den Paderewskiego-Platz – an der Wand des Eckhauses hängt eine Gedenktafel, die dem Pianisten und dem Premierminister des wiedergeborenen Polens gewidmet ist. Auf dem Platz wurde der Standort der ehemaligen Synagoge markiert, die in den Jahren 1878-1879 errichtet, aber 1938 zerstört wurde. Auf dem Weg zum zweiten Wappen finden wir noch mehr Wissenswertes! Jetzt wenden wir uns Richtung Westen und gehen (24m) , dann weiter (100 m) entlang der Dworzaczka-Straße (frühere Judenstraße). Weiter geht es geradeaus (67 m) über den Kościuszki-Platz, dann schauen wir nach links und erreichen die ehemalige evangelische Hl. Stanisław Kostka Kirche, welcher der Schutzheilige der Jugendlichen ist. Die dreischiffige Hallenkirche wurde vom preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel entworfen. Die Fassade des Bauwerks wurde mit charakteristischem Bossenwerk geschmückt und sein Turm thront über der Stadt.

 

II. Als Nächstes wenden wir uns nach Norden (46) und kommen zu der frühbarocken Mariä Himmelfahrt Pfarrkirche. Das nächste Wappen finden wir diesmal nicht draußen, sondern in der Kirche – an der Decke unter dem Chor. Die Dekoration der Wände und Gewölbe zeigt Fresken und Sgraffiti, die in den Jahren 1964 – 1966 von Anna und Leonard Torwirt, aus Vilnius stammenden Künstlern, angefertigt wurden. Das Wappensymbol wurde im Rodło-Emblem platziert, das die Weichsel und die darauf markierte Stadt Kraków [deutsch: Krakau] darstellt. Das Emblem wird durch den Bund der Polen in Deutschland seit dem Jahr 1933 bis heute verwendet. Auf beiden Seiten wird das Wappen von Zierkartuschen mit patriotischen und regionalen Motiven gekrönt.

III. Jetzt müssen wir eine Strecke zurücklegen, die ungefähr 6 Minuten in Anspruch nimmt (es sind lediglich 500 Meter). Gehen wir kurz zurück zu der Hl. Stanisław Kostka Kirche, diese haben wir auf der linken Seite. Wenn wir auf dem Kościuszki-Platz bleiben, finden wir das nächste Wappen. Wir müssen unsere Augen anstrengen oder ein Fernglas benutzen, denn diesmal wurde es weit oben am ehemaligen Justizgebäude und der jetzigen Untersuchungshaftanstalt angebracht. Weil es sich in der Nähe der Kirche befindet, platzierten es die Stadtbehörden Anfang des Jahrhunderts nach den Regeln der sog. „heraldischen Courtoisie“. Ein an einem kleinen, ausladenden Baum stehender, muskulöser Hirsch wurde aus Sandstein angefertigt. Das Justizgebäude wurde in den Jahren 1865-1866 im neugotischen Stil errichtet.

86 Meter von der Untersuchungshaftanstalt entfernt, biegen wir nach rechts in die Obrońców Warszawy –Straße [deutsch: Straße der Verteidiger von Warschau] ein. Die Bebauung der Straße mit Giebelhäusern aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist äußerst interessant. Die Straße endet am Kreisverkehrsplatz, der den Namen Harcerze Złotowszczyzny [deutsch: Pfadfinder des Landkreises Złotów] trägt. Gleich rechts daneben befindet sich die neugotische St. Rochus Kirche aus dem Jahr 1903. In der unmittelbaren Nachbarschaft der Kirche befinden sich nicht mehr genutzte Friedhöfe: katholischer, evangelischer und ein Kriegsfriedhof. Auf der Suche nach dem nächsten Wappen verlassen wir diesen wahrlich sentimentalen Ort.

 

Wir gehen weiter Richtung Osten, am Kreisverkehr biegen wir ab in die Mickiewicza-Straße.  Auf dem Wolności-Platz [deutsch: Freiheitsplatz] steht das Adam-Mickiewicz-Denkmal. Es wurde 1951 auf Anregung einer Lehrerin, Anna Borkowa, auf der Basis eines deutschen Denkmals aus der Vorkriegszeit errichtet.

 

IV. Wir verabschieden uns von dem Dichter und drehen uns, auf der Suche nach dem nächsten Wappen, nach rechts, in Richtung des Schulzentrums für Wirtschaft [polnisch: Zespół Szkół Ekonomicznych]. Der älteste Teil des Gebäudes entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1809 wurde an dem Gebäude neben dem Eingang das Wappen von Złotów platziert. Ein ähnliches befand sich an dem nicht mehr existierenden Wegweiser, der in der Jastrowska-Straße stand. Ursprünglich befanden sich in diesem Gebäude verschiedene deutsche Schulen. Bis zum Jahr 1948 gab es hier eine Mittelstufenschule und ein Lyzeum, die die Grundlage für das heutige

Allgemeinbildende M. Skłodowska-Curie-Lyzeum bildeten. Nach der Befreiung von Złotów machten sich die Einwohner eifrig ans Lernen. Bis 1969 gab es hier ein Pädagogisches Lyzeum, dessen Abgänger das Lehrpersonal in den Grundschulen verstärkten. In das Schulzentrum für Wirtschaft wurde es im Jahre 2002 umgewandelt. Drei Jahre später gab das Landratsamt ihm den Namen von Johannes Paul II.

Wir setzen unsere Wandertour fort und gehen die Mickiewicz Straße entlang. Es dauert 5 Minuten diese Strecke zurückzulegen (400 m). Die Strecke führt über den plac 31 Stycznia [deutsch: der 31. Januar-Platz] bis zum Kreisverkehrsplatz, auf dem ein im Jahre 1993 aus Bronze gegossener Hirsch steht. Vor dem Krieg wurde ein Hirschpaar in der Nähe des Działyński-Schlosses aufgestellt, das spätere Denkmal stand neben dem Polnischen Haus [polnisch: Dom Polski]. Jeden Tag nach dem Turmlied und dem Jagdsignal dreht sich der Hirsch beim Klang des abgespielten Hirschgeröhrs um die eigene Achse.

V. Wenn wir den Kreisverkehrsplatz überqueren finden wir auf der linken Seite das nächste Ziel. Das im Jahre 1905 in der Domańskiego-Straße gebaute Polnische Haus ist ein historisches Bürgerhaus im Sezessionsstil. Das Gebäude zeichnet sich durch gewölbte Verzierungen der Außenfassade aus. Für das Wappen schauen wir an der Frontseite nach oben. Der Hirsch wurde im Geflecht von Baumstämmen, im Dickicht von Kastanienlaub aufgestellt. Es ist eine der interessanteren, künstlerischen Darstellungen des Wahrzeichens der Stadt. In den Jahren 1935–1939 befand sich hier der Hauptsitz des V. Bezirks des Bundes der Polen in Deutschland und anderer damaliger, polnischer Institutionen: des Vorstandes des Polnisch-Katholischen Schulverbandes im Regierungsbezirk Schneidemühl [polnisch: Zarząd Polskokatolickiego Towarzystwa Szkolnego na rejencję pilską], des Inspektorats der polnischen Schulen, des Vorstandes des Bundes der Polnischen Jugendverbände [polnisch: Zarząd Związku Polskich Towarzystw Młodzieżowych] und der Niederlassung der Redaktion von „Głos Pogranicza i Kaszub” [deutsch: Stimme aus der Grenzmark und der Kaschubei]. Den patriotischen Aktivitäten wurde hier mit einer Gedenktafel erinnert.

VI. Vom Polnischen Haus aus bewegen wir uns weiter Richtung Süd-Westen (9 m), dann biegen wir leicht nach links, bleiben aber dabei in der Domańskiego-Straße. Wir setzen unsere Wanderung fort

(30 m) und gehen über den Kreisverkehrsplatz in die aleja Piasta [deutsch: Piastenallee]. Links befindet sich das Rathaus mit dem Wappen von Złotów.

Über dem Haupteingang ist ein polychromes Relief zu sehen, auf dem ein zwischen zwei Bäumen stehender Hirsch dargestellt wird. Der Sitz der Stadtverwaltung an der aleja Piasta [deutsch: Piastenallee] wurde 1913 nach dem Plan des damaligen Stadtarchitekten, Adolf Behr, errichtet. Früher war der Sitzungssaal mit seinen vier Bogenfenstern mit Glasmalerei der schönste Raum im ganzen Rathaus. In der Mitte der ersten Glasmalerei, mit einem Girlande-Rahmen, auf dem üppig mit Obst gefüllte Hörner, Vögel und Schmuck dargestellt werden, befindet sich das Wappen: ein roter Hirsch zwischen grünen Laubbäumen auf einem silbernen Hintergrund. Gestiftet wurde dieses Fenster vom Stadtmagistrat. Auf dem Gebäudegiebel befindet sich ein Turm, der mit einem Fähnchen mit Wappenmotiv geschmückt ist. Heutzutage wird von hier aus jeden Tag das Turmlied der Stadt abgespielt.

 

VII. Die Strecke zwischen dem Rathaus und dem Piasten-Kreisverkehrsplatz (500 m) schaffen wir in ungefähr 7 Minuten. Wir überqueren jetzt den Kreisverkehrsplatz, unser Ziel – das Landratsamt -  befindet sich auf der rechten Seite. Vor dem Landratsamtsgebäude wurde 1957 Polens einziges Piast Kołodziej-Denkmal [deutsch: Stellmacher] aufgestellt.

 

Dieses monumentale Gebäude im Stil der Neurenaissance wurde in den Jahren 1910-1912 als Sitz des Landratsamtes gebaut. In den Innenräumen befindet sich eine Sammlung einzigartiger Buntglasfenster im Sezessionsstil, von denen drei, die als besonders wertvoll gelten, in der Aula des Landrates eingesetzt wurden.

 

VIII. In der Nähe des Landratsamtes befindet sich der Stadtpark mit einer Fläche von 1,44 ha und einem interessanten, alten Baumbestand. Dort versuchen wir das nächste, an einem Springbrunnen angebrachte Wappen zu entdecken. Auf dem Denkmal, das dem Gesang und der Musik gewidmet wurde, wurden vier Musikformationen aus Złotów geehrt: der Hl. Cäcilia-Chor, der Lehrerchor, die Musikschule der I. Stufe und das Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr in Złotów. Im Jahre 2014 feierte der Hl. Cäcilia-Chor sein 130-jähriges Jubiläum (er wurde 1884 gegründet).

IX. Mit einem musikalischen Schritt gehen wir Richtung Westen, die aleja Piasta [deutsch: Piastenallee] entlang und überqueren die Bolesława Krzywoustego-Straße (71 m). Am Kreisverkehrsplatz steht das Gebäude des heutigen Finanzamtes. Und drinnen eine wahre Perle – eine in einem Fenster im Zwischengeschoss eingesetzte Glasmalerei von 1945 mit wunderbarem Design, die das uns bekannte Wappen aus Brandts Publikation darstellt. Der Bürgermeister von Złotów aus der Zwischenkriegszeit - Carl Friedrich Brandt, der Autor von Abhandlungen und Büchern über Złotów - erstellte den ersten gedruckten Stadtplan von Złotów und eine Wandkarte des Landkreises Złotów.

X. Wir legen einen fünfminütigen Streckenabschnitt (300 m) über die Norwid-Straße zurück, vor dem Kreisverkehr biegen wir rechts in die Bochaterów-Westerplatte-Straße [deutsch: Helden von Westerplatte] ab. In dieser Straße, in der Nähe des Jan Paweł II-Kreisverkehrsplatzes, befindet sich auf der linken Seite das vorhin erwähnte Allgemeinbildende Maria Skłodowska-Curie-Lyzeum. Das Wappen auf dem Gebäude stammt aus der Zwischenkriegszeit. Es ist erstaunlich, dass das synthetisch entworfene Relief, angebracht auf der Geschoßhöhe der Giebelwand, seine Farben beibehalten konnte. Die Geschichte der heutigen Schule fängt nach 1945 an, als aus allen Winkeln des Vorkriegspolens Absolventen der Universitäten in Lemberg, Vilnius und Berlin nach Złotów gekommen sind. Diese Professoren bestimmten die Entwicklungsrichtung der Schule und hielten das hohe Lehrniveau aufrecht.

XI. Wir gehen die Bohaterów-Westerplatte-Straße zurück, Richtung Osten bis zum Kreisverkehr und biegen in die Norwid-Straße ab. Wir erreichen den Sybiraków-Kreisverkehrsplatz [deutsch: Sibirier], gehen an ihm vorbei und bewegen uns in Richtung des Sees. Auf der linken Seite gehen wir an einem interessanten Objekt vorbei – dem Landkreiskrankenhaus von 1913. Nach einem 10-minütigen Spaziergang (700 m) erreichen wir unser Ziel in der Boczna-Straße [deutsch: Seitenstraße]. Von hier aus erstreckt sich eine wunderschöne Aussicht auf den Miejskie-See [deutsch: Stadtsee]. Bis zum Jahr 2017 befand sich an der Fassade des Gebäudes die Darstellung des Wappens von Złotów, ein auf einem Waldhintergrund schreitender Hirsch, integriert in das Stadtpanorama. Das Wandgemälde wurde in der in unserer Stadt populären Technik angefertigt– Sgraffiti.

 

Zum Schluss schlagen wir einen Spaziergang auf der Promenade in Złotów vor, die eine wunderschöne Aussicht auf den Miejskie See bietet [deutsch: Stadtsee]. Sie stellt eine Attraktion für Spaziergänger, Jogger und Liebhaber von Fahrradtouren dar, und zwar nicht nur bei Tageslicht sondern auch bei Nacht, denn sie ist sehr gut beleuchtet. Versuchen wir mal auf dieser Route die Figur des Wappenhirsches zu finden – wir wissen, dass sie in der Nähe der Sonnenuhr steht. Über die Promenade kommen wir auf die Fischerhalbinsel [polnisch: Półwysep Rybacki] zum Freilichtmuseum – Zagroda Krajeńska [deutsch: Krajna Bauernhof]. Auf dem westlichen Seeufer wurde eine Aussichtsplattform gebaut, von der aus das Altstadtpanorama bewundert werden kann. Vielleicht taucht aus dem nahe gelegenen Wald der legendäre Hirsch von Złotów auf…

 

Redaktionelle Bearbeitung Museum der Region Złotów:

Kamila Krzanik-Dworanowska, Wioleta Bednarz, Jerzy Jelonek

Ostatnia modyfikacja treści: 2019-08-28 08:43:15
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